Stammeslager auf der Burg Rieneck
7. bis 13. Oktober 2024
In der ersten Woche der Herbstferien haben sich 25 unerschrockene Pfadfinder:innen in die Zelte gewagt.
In den vergangenen Jahren wurden im Stamm Göttingen schon oft Stammeslager im Herbst veranstaltet. Häufig war der Grund, dass die Sommerferien der Schüler:innen mit den Prüfungsphasen der Studierenden zusammenfielen und es für unsere Leiterrunde sehr schwierig war genug Menschen mit Sicherheit einzuplanen. Daher waren wir im Schwarzwald, am Ganderkesee und im Brexbachtal alles im Herbst und meist auf leeren Zeltplätzen. Nun stelle ich beim Nachschauen fest, dass „vergangene Jahre“ vielleicht ein bisschen unterschiedlich verstanden wird, aber hey das Lager im Brexbachtal war doch erst 2017.
Nun war es also wieder so weit, es ging zur Burg Rieneck des VCP (Verband Christlicher Pfadfinder*innen) und die haben freundlicherweise den Zeltplatz ein bisschen länger für uns offengehalten. Wir kamen an und es regnete… Um es vorwegzunehmen, es hat viel geregnet, also jeden Tag, also wirklich und viel. Irgendwann haben wir kleine Schauer einfach ignoriert und weitergespielt. Nur Bing war unermüdlich und hat vor allem an den letzten Tagen immer wieder für Optimismus gesorgt: „Also das müsste jetzt der letzte Regen gewesen sein.“ „Also der jetzt aber wirklich“, „Nun zeigt das Regenradar echt nichts mehr…“. Lass uns den Regen also in diesem Absatz abschließend behandeln, danach kann man ihn sich, wenn man will, noch dazu denken. Beeindruckt hat uns der Platz, der bis zum Ende alles Wasser aufgenommen hat, ohne sich übermäßig in einen Schweinepfuhl zu verwandeln und beeindruckt haben wir, indem wir mit vereinten Kräften das Jurtendach als einziges Zelt(teil) trocken und sauber abbauen konnten. Das war aber nur fair, die Jurte hat die ganze Woche durchgehalten und uns mit Trockenheit und Wärme versorgt.
Wir waren wie schon erwähnt etwa 25 Menschen zwischen 7 Jahren und naja halt älter. Wie immer auf unseren Stammeslagern, herrlich durchmischt mit 7 Wölflingen, 2 Jupis, 8 Pfadis, 2 Rover und 5-6 Leiter:innen. Diese bunte Truppe hat sich am Montag auf dem Bahnhofsvorplatz getroffen, für die Kleinen wurden noch ein paar schwere Gepäckstücke in den VW Bus gequetscht und dann ging es auch schon zum Zug. Die Fahrt war reibungslos, der Anschluss wurde erreicht und dieses Mal wurden weder Kinder noch Gepäckstücke verloren.
Die Burg ist wirklich hübsch und praktischerweise direkt im Ort gelegen, wir konnten also direkt hochlaufen und haben anschließend nach und nach die Zelte aufgebaut, das Gelände erkundet und Nudeln gekocht. Das schöne an so einem Lager im Herbst ist ja, dass es auch irgendwann mal dunkel wird. Klingt erstmal komisch, aber ein Lagerfeuerabend in der Jurte ist einfach gemütlicher, wenn es draußen dunkel ist. So haben wir auf diesem Lager also viele schöne Stunden am Lagerfeuer mit Stockbrot, Marshmallows, Gitarre und Feuerpizza verbracht.
Am Dienstag begann dann der Ernst des Lebens: es musste was zu Essen auf den Tisch. Die Kinder bildeten dafür vier Gruppen und konnten sich in diesen Gruppen sowohl selbst die Gerichte ausdenken und eine Einkaufsliste schreiben als auch einkaufen, kochen und servieren. Aus der Perspektive des Leitungsteams möchte ich hier ein großes Lob aussprechen, wir haben sehr lecker gespeist und es war eine große Hilfe. Unsere zukünftigen Sterneköche kredenzten uns: Kürbissuppe an Brot garniert mit gerösteten Sonnenblumenkernen, eine edel gewürzte Gemüsepfanne mit feinster Pasta, eine Interpretation des Lagerklassikers Chili sin Carne auf Reis und eine Auswahl an Würstchen mit handgestampftem Kartoffelbrei, Sauerkraut und zweierlei Pudding als Dessert. Halt die Klassiker, wenn man Kinder fragt was sie essen wollen, wir sind immer noch etwas verwirrt.
Der Stamm hat im Verlaufe der Tage noch die Burg mit einer spannenden Rally unsicher und vermutlich auch etwas dreckig gemacht und dabei einen Kiosk entdeckt der mit viel Liebe betrieben und mit Begeisterung genutzt wurde. Außerdem wurde ein Bannermast, sowie Trocknungsgestelle für die ähm naja „trockenen“ Klamotten gebaut.
Bei „Mein Leiter kann, meine Kinder können“ wurde knallhart ermittelt wer welche bekloppten Kunststücke am besten kann und viel wichtiger, wie gut das von der Gruppe oder dem Leiter geschätzt wird. Einen anderen Tag haben wir damit vertrödelt verschiedenste Bastelideen durchzuprobieren: es wurden Kerzen aus altem Wachs gegossen, Holzscheiben gesägt und mit einem Brandeisen verziert und diverse Aktionen für den bunten Abend vorbereitet.
Aber zunächst hat es uns am Mittwoch erstmal vom Platz getrieben, irgendwann möchte man ja auch gerne die Umgebung erkunden. Nach einer Weile Spazierengehen durch den etwas verlassenen aber hübschen Ort, erreichten wir einen liebevoll gestalteten Waldlehrpfad mit Spielen und Information, wir genossen den goldenen Herbst und übten uns im Pfeile auslegen.
Nun aber der bunte Abend: Es wurden Feuerkunststücke präsentiert, Dosenwerfen veranstaltet, eine besinnliche Abendrunde genossen, Chai getrunken und Schattenspiele vorgeführt. Alles erdacht und geplant von den Kindern. Wir Leiter haben nur ein bisschen das Abendessen (Wraps) als Gemeinschaftsaktion angeleitet.
Am Sonntag mussten wir leider schon um halb zehn wieder Richtung Zug laufen. Daher wurde es auf der Burg Rieneck freundlicherweise möglich gemacht, dass der ganze nasse und geräucherte Haufen Menschen am Samstagabend, nach dem Abbau aller Zelte, oben in der Burg schlafen konnte. Erschöpft und müde haben wir also unsere Schlafsäcke in einer großen Disko mit Jahrhunderte alten Holzdielen ausgebreitet und sind am nächsten Morgen nach einem Frühstück im Speisesaal entspannt wieder gen Göttingen aufgebrochen.