Friedenslichtaktion der deutschen Pfadfinderverbände 2019

Pünktlich zum Friedensgruß erreichte eine Abordnung der Göttinger Georgspfadfinder, die das Friedenslicht am Bahnhof in Empfang nahm, die Michaelskirche. Mit ihnen kam auch Lukas Schmuck, ein BdP-Pfadfinder, der zur Pfadfinderdelegation gehörte, die das Friedenslicht aus Wien nach Deutschland holte. Die Kirche war voller Menschen, darunter viele Georgspfadfinderinnen und -pfadfinder aus dem Harzbezirk. Ein großer Applaus brandete auf, als das Friedenslicht aus Betlehem zum Altar gebracht wurde.

Am Ende der Eucharistiefeier wurde das Friedenslicht in viele mitgebrachte Laternen weitergegeben und verbreitete sich so im Laufe des Tages in der ganzen Region.,

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Predigt zur Aussendungsfeier in St. Michael am 15.12.2019

Schwestern und Brüder, liebe Menschen guten Willens,

„Mut zum Frieden“ lautet das Motto der diesjährigen Friedenslicht-Aktion und ich ergänze: Habt Mut zum Frieden! Das ist oft leichter gesagt als getan: Sollen die sich doch da streiten, was geht mich das an? – Da mische ich mich lieber nicht ein, das ist mir zu gefährlich. – Was kümmern mich die Konflikte in anderen Ländern dieser Erde, wir haben genug eigene Probleme.

Frieden geschieht nicht einfach von selbst. Frieden braucht Herzen, die sich treffen lassen; einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Frieden braucht ein aktives Hinsehen und Hinhören und gelegentlich ein beherztes Dazwischengehen. Frieden entsteht durch Vorbilder.

Warum fällt es vielen Menschen so schwer, friedvoll zu leben? Wie kommen Menschen dazu, Mitmenschen wegen ihrer Hautfarbe, Religion, Behinderung oder sexuellen Orientierung als minderwertig zu bezeichnen? Was ist da schiefgelaufen? Menschen, die so leben, fehlt es häufig an Selbstwert. Vielleicht haben sie in ihrer Kindheit und Jugend zu selten die Erfahrung machen dürfen, bedingungslos geliebt zu werden. Vielleicht haben sie zu selten die Hilfe bekommen, die sie brauchten. Vielleicht haben sie die Erfahrung gemacht, immer zu den Verlierern der Gesellschaft zu gehören. Diese Erfahrungen bereiten den Boden für Neid, Wut, Hass und Gewalt und führen in politische Sackgassen. Um ein friedliches Miteinander zu erhalten und zu fördern, kommt es besonders darauf an, wie gut Menschen aufwachsen; welche Haltungen, Werte und Glaubenssätze Menschen kennenlernen und sich zu eigen machen; in welche Kreise sie geraten, welchen Gruppen sie sich anschließen und von wem sie sich Bestätigung holen.

Ich hatte das große Glück, immer Menschen in meiner Nähe zu haben, denen ich vertrauen konnte und die mir vertrauten und mir vieles zutrauten. Besonders viele von diesen Menschen habe ich bei den Pfadfindern getroffen. Und dann war da noch etwas: Es gab immer wieder Menschen auf meinem Lebensweg, die mir von Gott erzählten. Meine Oma, meine Eltern, meine Geschwister, so manche Lehrerin und Lehrer, Leiterinnen und Leiter bei den Pfadfindern, Erzieherinnen und Erzieher im Internat, Mitschülerinnen und Mitschüler, Mitstudierende, Professorinnen und Professoren und Geistliche. All diese Menschen haben mir dabei geholfen, ganz und gar auf Gott zu vertrauen – den biblischen Verheißungen – der frohen Botschaft Jesu Christi: Gott meint es gut mit dir.

Gaudete – freut euch! So lautet die Überschrift über den 3. Advent. Wir müssen auf keinen anderen warten, er ist es, der kommen soll. Die Verheißungen beim Propheten Jesaja werden bei ihm erfüllt: Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Tote stehen wieder auf, Aussätzige werden rein und den Armen wird die frohe Botschaft verkündet. Wer bei Jesaja weiterliest, findet auch folgenden Satz: Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft. Sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde. Sie gehen und werden nicht matt. (Jesaja 40,31) Ich finde, dieser Satz beschreibt den Schlüssel zum Heilwerden, zum Menschwerden, zu einem friedvollen Leben. Die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, immer wieder, jeden Tag. Nach Rückschlägen, Krisen und Misserfolgen, nach harter Arbeit und schweren Auseinandersetzungen. Die dem Herrn vertrauen, finden immer wieder zu sich selbst, entdecken ihre Begabungen und Fähigkeiten und bringen sie ein. Die dem Herrn vertrauen, die sich also als seine geliebten Kinder verstehen und begreifen, werden nicht müde, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen. Die dem Herrn vertrauen, stehen zu ihrer Herkunft und zu ihrem Glauben. Sie haben keine Angst vor der Zukunft, sondern gestalten sie mit.

Gemeinsam mit vielen Menschen dem Herrn zu vertrauen, ist ein äußerst guter Boden für eine friedvolle Gesellschaft, eine friedliche Welt und für Mut zum Frieden.

Amen.

Diakon Martin Wirth