Zum Meer sollte es gehen - soweit der Plan. Eine Unterkunft war gebucht - mit Internet und Telefon heute ja alles kein Problem. Nur wie hinkommen?!? Mit dem Zug, war die Idee. Und Semester- sowie Niedersachsen-Ticket sei Dank, ließ sich dies auch kostengünstig umsetzen. Einzig bedeutete dies dann eben doch, dass wir über fünfeinhalb Stunden für eine Fahrt im Zug sitzen würden.

Unbeeindruckt von dieser Aussicht machten sich 10 Pfadfinder am Samstag, den 23.6.2018, auf den Weg und stiegen um 7:07 Uhr in Göttingen in den Metronom. Nach dreimaligem Umsteigen, vielen Brötchen, etwas Kaffee und etwa 330km weiter nördlich kam wir am oberen Ende Niedersachsens, in Cuxhaven, an.

Dort angekommen wurden wir von 2 sehr netten Pfadfinder des Stamm Adler des BdP abgeholt und direkt zu unserer Unterkunft gefahren. Welch ein Luxus! Letzterer setzte sich auch in der Unterkunft fort - es gab eine vollständig eingerichtete Küche, zwei Toiletten, einen großen Gruppenraum mit Kamin und im Obergeschoss Feldbetten en masse.

Angekommen und eingerichtet machten wir uns dann aber auch gleich wieder auf, den Strand zu erkunden. Apropos; Memo an mich selbst: Man sollte immer einen Beutel dabei haben. In Ermangelung von Beuteln wurden kurzerhand Schlafsackbeutel umfunktioniert - "Man kann ja ruhig dumm sein, man muss sich nur zu helfen wissen." - und einigermaßen gut ausgerüstet machten wir uns zu Fuß auf zum Meer.

Der direkte Weg hörte jedoch leider vor dem Deich auf, so dass wir hinter dem Deich noch einiges nach Norden, bis nach Sahlenburg, laufen mussten, um unseren ursprünglichen Plan zu verwirklichen. So kamen wir also, etwa neun bis zehn Stunden, nachdem wir uns morgens auf den Weg gemacht hatten, endlich am großen Wasser an. Dieses jedoch war von unserem Erscheinen relativ unbeeindruckt und glänzte mit Abwesenheit. Wer hätte auch ahnen können, dass um 16:43 Uhr Niedrigwasser herrscht. Immer diese ahnungslosen Landratten!

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Naja, zum Füße benetzen reichte es und so wurden Schuhe und Socken ausgezogen [nach einer neun-stündigen Reise...] und etwas durch das Watt geschlendert. Das war zwar ganz nett, aber doch recht kalt. Und salzig. Anschließend wurden der Spielzeugbagger und verschiedene Federtiere [nein, keine Möwen - diese wippenden Holztiere auf Metall-Federn...] unsicher gemacht, sowie die etwa zweieinhalb Meter hohe Sandburg dort bestiegen. Oder war das etwa gar keine Sandburg, sondern nur der abgeladene Sand eines Treckers, welcher den Weg zum Strand geebnet hatte? Wir werden es nie erfahren. Und ganz unabhängig davon müssen wir uns auf dieser "Burg" quasi fast auf der höchsten Stell in einer Entfernung befunden haben.

Nach einem kurzen Snack [wieso wollten eigentlich nur 10% der Gruppe Fischbrötchen???] gingen wir zurück zur Unterkunft. Dort gab es [natürlich selbst gemacht] Abendessen, Musik und geselliges Beisammensein bei einem gemülichen Feuerchen im Kamin. Einzig störendes Element - die Fußball-WM. [Anmerkung des Chronisten: Letztere Aussage ist dabei als sehr subjektiv zu verstehen - nicht alle Gruppenmitglieder scheinen mit mir hierin übereinzustimmen. Dieser Kommentar trägt hoffentlich zur Beschwichtigung der Gemüter bei und ist wiederum lebendiger Ausdruck der gelebten Toleranz des Pfadfindergedankens!]

Auch am morgendlichen Tagesverlauf des Sonntags erkannte man wieder Unterschiede in den Gemütern - so fingen einige um 8:00 Uhr an Eierkuchen [oder auch Pfannkuchen, Palatschinken oder Omelette] zu backen [oder braten?] und das Frühstück vorzubereiten - andere schliefen bis um 9:00 Uhr und setzten sich an den gedeckten Tisch - und noch andere schliefen bis 11:00 Uhr und aßen etwas später.

 2 der Frühaufsteher machten sich außerdem noch auf, die Nordsee bei besserer Laune anzutreffen und sich in ihre nassen [und kalten!] Arme fallen zu lassen. Wie sich herausstellen sollte, war dies jedoch nur gegen Entrichtung einer Schutzgebühr [oder so] möglich. Nach 10 Minuten hatte man sich außerdem sämtliche Extremitäten abgefroren, so dass das Wasser nach einer viertel Stunde doch schon wieder verlassen wurde. Im Hintergrund waren während dessen recht viele Wind- und Kitesurfer unterwegs, die wohl weniger die 20cm hohen Wellchen, als die doch recht steife Briese ausnutzten.

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 Um 13:00 Uhr wurde die Hütte besenrein und wettersicher an den Vermieter übergeben und anschließend zu Fuß die Rückreise angegangen. Begleitet von musikalischen Einlagen, zwischen vielen Pferden und Kühen durch und an einigen Enten vorbei kamen wir, nun doch etwas froh über das bewölkte und windige Wetter, am Cuxhavener Bahnhof an. Hier wurde um 15:09 Uhr wiederum ein Metronom bestiegen und die Zugfahrt nach Hause begonnen. Erschöpft von den letzten Tagen - gefühlt zumindest, wo es doch eigentlich nur ein Tag war - war diese Rückfahrt wesentlich schlaf-reicher und trotzdem nicht kürzer. Gegen 20:46 Uhr kamen wir alle [ohne die sonst üblichen 10% Verlust] in Göttingen an und gingen körperlich erschöpft, aber seelisch erhohlt zurück in unseren Alltag.

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